Neues Elefantenbaby Leev Ma Rie
19. Juni 2020
Köln.Das neugeborene Elefantenmädchen im Kölner Zoo hat nun einen echt kölschen Namen: „Leev Ma Rie“ heißt es, wie der Zoo mitteilte. Der Name leitet sich ab vom Karnevalshit „Leev Marie“ der Mundart-Band Paveier, die auch Pate des Dickhäuter-Nachwuchses ist. Mit etwas Fantasie sei der Name an die Sprache Myanmars angelehnt worden, einem der Herkunftsländer der asiatischen Elefanten im Kölner Zoo. Die Elefantenkuh „Leev Ma Rie“ war in der vergangenen Woche geboren worden. Sie sei „ungewöhnlich agil“, lerne flink und wiege bereits stolze 100 Kilogramm.
Quelle: dpa
Quelle: Kölnische Rundschau-online.de
Das neue Elefäntchen ist am Vormittag präsentiert worden.
Foto: Scheuer
Köln –
Ein leises Fiepen. Knarzen, Quieken und bedrohlich dunkles Kollern. Schon ist das winzige Elefantenjunge vollends zwischen den mächtigen Beinen seiner Tanten, Geschwister und der Mama verschwunden. Nur das winzige Rüsselchen lugt noch hinter einer der dunkelgrauen Säulen hervor. Blitzschnell haben sich die Mitglieder der Herde schützend um das Kleine geschart.
Dem war auf seinem allerersten Ausflug ins Außengelände des Kölner Elefantenparks – ganz nahe beim Besucher-Aussichtspunkt – plötzlich alles zuviel geworden. Nach dem fiependen Hilferuf wird es von seinen Elefantentanten vorsichtig ein paar Meter weggeführt – und schon ist alles wieder gut.
Mit den Besuchern freut sich Zoochef Theo Pagel über das Elefantenmädchen, das in der Nacht zum Donnerstag um 23.50 Uhr geboren wurde. „Nach vier Jungs ist es schön, mal wieder weiblichen Nachwuchs zu haben“, sagt Pagel. „Auch deshalb, weil die Mädchen hier in Köln bleiben dürfen.“
Schon kurz nach ihrer Geburt hat die Kleine ihre Pfleger und den Zoochef nachhaltig beeindruckt. „Sie ist sehr agil und schon nach einer Stunde quer durch das Elefantenhaus gelaufen. Und auch draußen ist sie sehr neugierig und aktiv“, erzählt Pagel leicht übernächtigt. Er hat die Geburt auf Video verfolgt und ist dann nachts von Overath nach Köln gekommen, um das Neugeborene mit eigenen Augen zu sehen. Doch der Reihe nach.
Angekündigt hatte sich die Geburt tagsüber, was eher selten ist. Doch mit 680 Tagen war Mutter Shu Thu Zar schon knapp zwei Wochen über der durchschnittlichen Tragzeit von 22 Monaten. „Wir haben den Chef gefragt, ob wir bleiben dürfen“, sagt die stellvertretende Revierleiterin Ingrid Wallner. „Die Geburt haben wir zusammen im Aufenthaltsraum per Video verfolgt, um die Herde nicht zu irritieren.“
Ein aufregendes Ereignis für die Herde
Wenn ein Herdenmitglied geboren wird, ist das für Elefanten, die über ein ausgeprägtes Sozialverhalten verfügen, ein aufregendes Ereignis. „Dann bebt das ganze Elefantenhaus. Die Tiere begleiten die Geburt mitheftigem Kollern, Quieken und Trompeten. Es ist wahnsinnig laut und sehr bewegend“, schildert Wallner. „Auch nach 40 Jahren im Zoo bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut.“
Doch unmittelbar nach der Geburt des Elefantenbabys muss es schnell gehen – und es wird grob. „Die Tanten treten das Neugeborene durch den Raum, es fliegt dabei auch schon mal drei Meter weit – so lange, bis die Fruchtblase platzt und es eigenständig atmen kann“, schildert Pagel. „Das hat bei uns Maejaruad gemacht, sie ist eine sehr gute Patentante.“ Ist das geschafft, betasten und kraulen alle Herdenmitglieder das Jungtier sachte mit den Rüsseln, helfen ihm auf die Beine und stützen es. Ganz vorne mit dabei bei der Sorge um ihr kleines Schwesterchen ist die achtjährige Bindi.
Liebe zur kleinen Schwester
„Bindi liebt ihre Schwester abgöttisch. Sie weicht nicht einen Schritt von ihrer Seite. Ihren Bruder La Min Kyaw konnte sie dagegen nicht leiden“, schildert die Tierpflegerin. Instinktiv sorgt Bindi mit dafür, dass das Neugeborene sich nicht hinlegt. „Die Jungtiere dürfen nur im Stehen dösen. Sie müssen jederzeit mit der Herde zu fliehen können. Marlar etwa durfte sich erst nach 36 Stunden hinlegen. Sie ist dann einfach umgefallen“, erinnert sich Pagel schmunzelnd. Unterdessen stützt ein Elefant seinen mächtigen Kopf mit dem Rüssel auf einem Stein ab, die Augen fallen ihm zu. „Die Herde hat die Nacht durchgemacht, die Tiere sind jetzt total am Ende“, sagt Pagel.
Zwei Jahre lang wird das Elefantenmädchen von Mutter Shu Thun Zar gesäugt und von seinen Tanten beschützt und erzogen. Vieles gilt es sich abzuschauen. Zum Beispiel die Sache mit dem Rüssel. Damit weiß der Nachwuchs erstmal überhaupt nichts anzufangen. Es gibt viel zu lernen, selbst wenn man die Welt schon in den ersten Tagen im Sturm erobern möchte.