Khin Yadanar Min ist nun in Heidelberg

2. Oktober 2014

Der Heidelberger Zoo hat einen neuen Elefanten bekommen

02.10.2014, 06:00

Von Holger Buchwald

Zimmer frei, hieß es bis Dienstag noch im Elefantenhaus des Heidelberger Zoos. Jetzt ist die Jungbullen-WG wieder komplett. Khin Yadanar Min lautet der etwas gewöhnungsbedürftige Name des Neuen, was auf Deutsch „siegreiches Juwel“ heißt. Er ist fünf Jahre alt, wurde im Kölner Zoo geboren und lebte zuletzt im Tierpark Pairi Daza im belgischen Brugelette.

Siebeneinhalb Stunden dauerte die Fahrt in einem engen Container. Mehrmals hatte sich die Abfahrt in Belgien verzögert. Erst in der Nacht auf Mittwoch kam der Transport mit dem 1,6 Tonnen schweren Elefanten schließlich in Heidelberg an. Viel Schlaf haben Khin Yadanar Min und die Heidelberger Elefantenpfleger nicht bekommen. Bis 3 Uhr nachts dauerte es, bis Revierleiter Stefan Geretschläger und sein Team den Dickhäuter mit Futter endlich in seine Box im Elefantenhaus gelockt hatten.

Während ein Schwerlastkran den Container mit dem Jungbullen auf das Gelände hievte, randalierten im Elefantenhaus die drei neuen Mitbewohner Voi Nam, Tarak und Gandhi. „Sie bollerten an die Tür, was sie sonst nie machen“, berichtet Zookuratorin Sandra Reichler. Es sei möglich, dass die Dickhäuter zu dieser Zeit bereits per Infraschall miteinander kommunizierten. Im Inneren gab es dann den ersten vorsichtigen Kontakt mit den anderen Heidelberger Elefanten. Durch die Gitterstäbe rüsselten Khin Yadanar Min und Voi Nam miteinander. Als der forsche Gandhi angerannt kam, flüchtete der Neue aber sofort.

Wenige Stunden später durfte „Yadanar“, wie ihn die Heidelberger Tierpfleger schlicht und einfach rufen, schon einmal sein neues Zuhause erkunden. Noch etwas nervös drehte er gestern Morgen allein seine Runden in der Halle des Elefantenhauses. Kurz nach 10 Uhr kam dann der große Moment. Elefantenpfleger Tobias Kremer lockte den Jungbullen ins Freie. Zunächst tastete sich der „Kleine“ noch vorsichtig voran. Doch dann trabte er schwungvoll aufs Außengehege. Hier und da beschnupperte er die Hinterlassenschaften seiner neuen Mitbewohner, spielte mit einem Ast. Für Kremer machte er zu diesem Zeitpunkt einen relativ entspannten Eindruck: „Die Ohren sind leicht abgestellt. Das heißt, er ist nicht komplett relaxt, könnte aber auch nervöser sein.“

Zookuratorin Reichler freute sich, dass Yadanar den Transport gut überstanden hat. „Er hat auch sofort gefressen – gutes deutsches Graubrot. Endlich gibt es keine belgischen Pappbrötchen mehr“, lacht sie. Spannend wird es für alle Zoobeteiligten im Laufe des heutigen Tages werden, wenn die Jungbullen erstmals zueinander gelassen werden. Kremer rechnet damit, dass der halbstarke, aber eine Tonne schwerere Gandhi den Neuen erst ein paar Mal durchs Gehege schieben wird, um so gleich zu Beginn die Rangfolge zu klären.

Im Heidelberger Zoo werden im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms vier Jungbullen gehalten, die noch zu jung sind, um von Elefantenkühen als Partner akzeptiert zu werden, die aber bereits von ihrer Geburtsgruppe verstoßen wurden. Auch in freier Wildbahn gründen diese halbstarken Elefanten häufig eine Junggesellengruppe. Sobald sie alt genug für die Zucht sind, werden die Tiere an andere Zoos vermittelt.

Thai kam so im August nach Zürich. Dort hat er laut Zookuratorin Reichler schon versucht, Kühe zu decken. Nächstes Jahr wird wohl Voi Nam Heidelberg verlassen. Bis dahin muss er unter seinen wilden Mitbewohnern aber noch für Ordnung sorgen.

Quelle: rnz.de