Spinnengeschichte

8. Juni 2011


Seit dem Spätsommer beobachte ich in meinem Garten eine Garten-Kreuzspinne (Araneus diadematus)
Diese Spinnenart ist bei uns weit verbreitet und mit etwa 15 mm auch die größte. Das Männchen ist erheblich kleiner und erreicht nur eine Größe von etwa 8 mm. Die auffällige Rückenzeichnung haben aber beide Geschlechter.
Die Grundfarbe der Spinne geht von gelblich braun bis schwarzbraun.

Die Garten-Kreuzspinne gehört zur Familie der Radnetzspinnen (Araneidae).

Sie hatte ein großes Radnetz gewebt und saß am Tag in der Mitte der Netznabe und wartete darauf, dass sich Insekten im Netz verfangen.
Diese Radnetze bestehen aus vielen Radien und haben eine Fangspirale mit klebrigen Tropfen. Hier ist zu sehen, wie der Faden aus den am Hinterleib befindlichen Spinnwarzen kommt.

1spinnwarzen
Wenn es ihr in der Sonne zu warm wurde, saß sie am Rand des Netzes etwas im Schatten.

2gartenkreuzspinne
Am Abend hat sie die Mitte des Netzes verlassen und sich im Grünen versteckt.
Mit einem Faden hatte sie aber die Verbindung zum Netz.

Da hatte sie diesmal Erfolg. Ein großes Insekt hatte sich im Netz verfangen und kam nicht mehr weg. Die Spinne kam blitzschnell dazu, biss das Insekt und packte es in ein Gespinst ein.
Die Spinne ist in der Lage anhand der Erschütterungen im Netz die genaue Position der Beute zu erkennen.

3beutefang
Durch die Zusammensetzung des Giftes, das die Spinne in die Beute einbringt, wird eine Verdauung der Beute in dem Gespinst begonnen.
Nach einiger Zeit kann die Spinne dann die verwertbaren Teile des Beuteinsektes aussaugen.
Die leere Gespinsthülle wird dann entsorgt und das Netz an der Stelle repariert.
Im Verhältnis zur Größe der Spinne ist dieses Radnetz wirklich eine riesige Konstruktion und es erfordert dauernde Reparaturen.

Das Fortpflanzungsritual ist sehr beeindruckend aber auch sehr kompliziert.
Bevor sich die Spinnen paaren wird zunächst gebalzt.
Das Männchen spinnt ein sog. Spermanetz und gibt einen Spermatropfen auf das Gespinst ab. Diesen Spermatropfen nimmt er dann mit einem besonderen Rüssel wieder auf, befestigt danach einen relativ langen Faden am Netz des Weibchens und hält sich in einiger Entfernung zu ihrem Netz auf. An diesem sogenannten Bewerbungs- oder auch Werbefaden zupft er dann immer wieder.

Hier hat er gerade am Werbefaden gezupft und die Spinne reagiert darauf.

4paarung
Wenn die Spinne paarungsbereit ist, hängt sie sich kopfüber und reglos an diesen Werbefaden und zeigt dem Männchen ihre Genitalien.
Das ist das Signal für das Männchen, sich auf eine recht gefährliche Mission zu begeben.
Die Spinne hängt bereits kopfüber und das Männchen nähert sich sehr langsam und vorsichtig von vorn und oben.

5paarung

Erst als die Spinne völlig reglos ist, wagt er die vollständige Annäherung.
Das Männchen befruchtet die Spinne indem er den mitgebrachten Spermatropfen mit dem Taster in die Samentasche des Weibchens einführt und ist blitzschnell wieder weg, denn die meisten Spinnenarten verspeisen sofort die Männchen.
Das hat den Hintergrund um für die Eiablage Nahrungsreserven zu haben.
Interessant ist dabei, dass die Körper des Spinnenpaares schablonenartig zusammen passen und das Männchen dadurch in der Lage ist, das Weibchen während der Paarung fest zu umklammern.
Außerdem sind die Genitalien so konstruiert, dass immer nur ein artgleiches Männchen für die Paarung passt.

Einige Wochen später, schwillt der Hinterleib des Weibchens stark an und sie beginnt an einer geschützten Stelle einen Kokon für die Eiablage zu spinnen. Diese Bilder entstanden am 30.Oktober.

6ablage-kokon
Sie machte ganz langsame Auf und Ab-Bewegungen, mit den Beinen wird die runde Form gemacht, innen etwas tiefer.

Danach folgte die Eiablage.

Es wurden dann immer weitere Fäden über den Konkon gespannt und immer schön mit den Beinen rund gehalten.
Auffallend ist, dass der Hinterleib jetzt nach der Eiablage wieder völlig abgeschwollen ist.

Es ist jetzt genau zu sehen, dass die Spinne über Nacht diesen Eier-Kokon ganz fest umsponnen hat. Außerdem wurde der Kokon mehrfach verankert.

7kokoneier

Am 31.Oktober. Sie wandert umher, mit dem einen Bein verbunden durch einen Faden zu den Eiern.

Nachdem der Kokon mit glatten weißen Fäden eingepackt ist, kommen noch ein paar braune gekräuselte Faden darüber. Diese bilden dann die endgültige Verankerung mit dem Untergrund.
In diesem Kokon überwintern die Eier und die Jungspinnen schlüpfen erst im kommenden Frühjahr.
Einen Tag später hat sich der Eierkokon farblich etwas verändert.

Bild vom Januar: alles wie bisher.

8kokonjanuar

Bild vom März: das Innenleben beginnt sich zu verfärben.

9kokonmarz
Bild von Mitte April: noch nichts zu sehen.

10kokonapril

Und dann, am 27. April waren sie da, eine putzmuntere Meute von Jungspinnen!

11jungspinnen

In einer großen Karawane verließen sie den Kokon…

12karawane

…um sich dann eine Stückchen weiter zu einem Knäuel zusammenzukuscheln.

13knauel

Für mich waren das sehr spannende Beobachtungen!

Literatur

HEIKO BELLMANN: Spinnen beobachten, bestimmen
Naturbuch-Verlag ISBN 3 – 89440 – 064 – 1
Ein sehr empfehlenswertes Buch!

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