Paulchen – der kleine Igel
22. Dezember 2012
Ende September tauchten auf einmal drei Igel in meinem kleinen Garten auf und suchten in der Dämmerung am Vogelhaus nach Nahrung.
Hmm…wie könnte ich ihnen helfen? Schnell ins Internet, gesucht und eine hilfreiche Igelseite gefunden!
Aha…bis Ende November haben Igel noch Zeit sich für den Winterschlaf Speck anzufuttern, wenn sie denn welches finden. Sie sollten ein Gewicht von mindestens 500-800 Gramm erreicht haben, um zu überleben. Meine drei Igel sahen eigentlich gut ernährt aus, oder?
Also…Futter kaufen und zufüttern! Katzenfutter gemischt mit Weizenflocken und Igel-Trockenfutter, Rührei oder im Wechsel ein gekochtes Ei, Hackfleisch in Maiskeimöl anbraten, Hähnchenflügel nur im Wasser kochen und die Haut abziehen, immer frisches Wasser hinstellen … ach ja, ein Paket getrocknete Mehlwürmer und Nüsse habe ich auch noch besorgt.
Das Gesicht meiner Katze sprach Bände, als das leckere Futter an ihr vorbei in den ihr verbotenen Teil des Gartens verschwand und dann kurz drauf so komische kurzbeinige Stachelwesen sich darüber hermachten.
Igel sind Einzelgänger und wenn sich mal zwei oder alle drei Igel am Futterplatz trafen – wurde geschnufft, gepufft und gegrummelt. Aber eine, auch mir fremde schwarze Katze, durfte mit ihnen vom Teller fressen.
Dann blieben die Igel aus und ich war glücklich, ihnen zu einem guten Winterschlaf verholfen zu haben.
Aber…Mitte November tauchten dann plötzlich zwei Mini-Igelchen auf. Ach, Gottchen waren die noch klein und dünn!
Ab in die Küche und ein Igel-Menü zubereitet und es wurde dankbar angenommen. Morgens, Mittags und am späten Nachmittag waren sie wieder zur Stelle… hoffentlich schafften sie es noch, sich den benötigten Speck anzufuttern!
Als eines Nachmittags ein Bussard einen kleinen Igel erwischte, war ich entsetzt! Klar, auch er hat Hunger… aber musste er denn ausgerechnet einen „meiner“ Igelchen holen!?
Dann kam der Schnee und mein Igel „Paulchen“ auch. Mir war klar, das kann der Kleine nicht überleben und er braucht einen Platz zum Überwintern mit erfahrener Pflege.
Also schnell eine Mail ans Troisdorfer Tierheim geschickt, mit der Bitte um Rat und kurze Zeit später erhielt ich einen sehr netten Anruf! Auf dem Retscheider Hof könne man sich um Paulchen kümmern, es seien eh schon einige kleine Igelchen da. Der Retscheider Hof ist ein privates Fauna-und-Flora-Habitat in Bad Honnef-Aegidienberg und ist bestrebt die gesund gepflegten Wildtiere wieder auszuwildern.
So… wie kommt Paulchen jetzt dort hin, ich habe kein Auto?
Aber… wozu gibt es ein Taxi?!
Am nächsten Morgen habe ich Paulchen dann eingefangen und in einen vorbereiteten Karton gesetzt. Vorher habe ich ihn dann noch auf meiner Küchenwaage gewogen und war entsetzt… knapp 290 Gramm wog das Kerlchen nur!
Schnell noch ein angwärmtes Handtuch um Paulchen, Futter rein und nach Absprache in ein Taxi gesetzt und ins Tierheim Troisdorf geschickt. Von dort aus ist er dann auf den Retscheider Hof gekommen und wurde gleich bestens versorgt.
Am nächsten Tag erhielt ich eine Info zu Paulchen, hier ein Auszug:
… Der Kleine ist in der Tat stark abgemagert und hat einen schlimmen Husten, der vermutlich durch Lungen- und Lungenhaarwürmer verursacht worden ist. Die Kotprobe ist bereits versendet- vielleicht
habe ich morgen Abend schon das Ergebnis. Er hat erstmal ein warmes Bettchen bekommen, daß er auch sehr gut angenommen hat. Dazu hat er Salbeitee zu trinken bekommen, ein Tüchlein mit Kräuteröl, damit er
besser Luft bekommt und ein Krankenspezial-Futter (Katzennassfutter mit Malt-Paste). Er hat heute Nacht seine Portion nicht ganz aufgegessen- hatte ich aber auch nicht erwartet. Er ist wirklich schlecht dran, hält sich aber bisher tapfer….
Wenn Paulchen über den Winter kommt, freue ich mich darauf ihn abzuholen und wieder in meinen Garten zu bringen… ob er dann bleibt? Wer weiß!
Vielleicht denkt nun einer, was für ein Aufwand für ein „Tier“!
Ja, für ein Tier!
Sie sind es wert und mein Dankeschön gilt den Menschen, die sich aufopfernd um sie kümmern wenn sie in Not geraten!